Crossover: Warhammer 40k vs. ?

Zeit für ein wenig Prosa!

5000 Jahre, und ein Augenblick, so kurz, dass ein Mensch ihn nicht wahrnehmen könnte. Zumindest sollten es 5000 Jahre sein, so behaupteten es die Chroniken, die in verstaubten Regalen in irgendeinem Frachtraum des Schiffes Staub fingen. 5000 Jahre hatte die „Scintillas Licht“, dieses Wunderwerk menschlichen Verstandes, Menschen treu durch das All befördert. Und immerhin schon 12 Generationen seiner eigenen Familie. Das Haus Ignatos hatte die Scintillas Licht mit der an
sie gebundenen Freihändlerlizenz vor gut 260 Jahren erworben. Und nun war er, Captain Mentes Ignatos Oberhaupt der Familie und Herr über gut 30.000 Untergebene, die ihren Dienst auf dem Schiff taten. Und dann brauchte es nur diesen einen, kurzen Augenblick. Ein winziger Tropfen im Fluss der Zeit.
Es war eine Fahrt von vielen, mit Fracht für einen unbedeutenden Siedlungsplaneten in einer schlecht kartographierten Ecke der bekannten Galaxie. Brot und Butter hatte sein Großvater solche Fahrten genannt. Und da lag vermutlich der Fehler. Jede Reise durch den Warp war unberechenbar, ein Wagnis. Der Warp war die andere Seite, eine Existenz voller Chaos und Dingen, die manch einer Dämonen nannte. Aber er war auch eine Abkürzung, die einzige Möglichkeit zwischen den Sternen zu reisen, ohne Jahrhunderte nur mit konventionellen Triebwerken durch den schier unendlichen Weltraum zu treiben. Einzig das Gellarfeld, eine Art Energiefeld, von der Captain Ignatos nie herausgefunden hatte, wie es genau funktionierte, hielt das Grauen von der Schiffshülle fern.
Irgendwann hatte man sich an das Risiko gewöhnt, zu sehr vielleicht. Was genau in diesem einen Augenblick geschehen war, ließ sich im Nachhinein nicht mehr rekonstruieren. Hatte das Schiff etwas im Warp gerammt? Hatte etwas aus dem Warp versucht in das Schiff einzudringen? Oder war es der Ausläufer eines Warpsturms? Was auch immer es war, es ließ das Gellarfeld eben diesen Augenblick flackern. Dieser Moment hatte sich in sein Gedächtnis eingebrannt. Er hatte gerade gebackene Tampa-Zwiebeln gegessen. Er erinnerte sich an den Geruch, das leise Knacken der Schale, den süßlichen Geschmack auf der Zunge, als es geschah. Das Chaos traf das Schiff wie ein Schlag.
Er versuchte zu verdrängen, was in diesem Moment mit ihm geschah. Er hörte nur den Hall eines gequälten Schreies und fühlte Mitleid mit der armen Seele, die so gemartert wurde. Es dauerte eine Weile, vielleicht Sekunden, vielleicht Stunden, bis er verstand, dass es sein eigener war.
In diesem kurzen Moment starben etwa 6000 Besatzungsmitglieder. Dann brach das Schiff aus dem Warp und zog einen Schweif aus Trümmern und Leichen hinter sich her. Es dauerte zwei Wochen, um weitere 8000 zu liquidieren, denen der Kontakt zum Warp den Verstand geraubt hatte, um sie davon abzuhalten weiter durch die Korridore zu marodieren. Es war ein Akt der Gnade angesichts dessen, was sie sich und anderen angetan hatten, nachdem sie einen Blick durch die Tore der Hölle geworfen hatten.
So fand auch der Navigator der Scintillas Licht sein Ende. Ihn hatte Ignatos eigenhändig erschossen, weil sein Kreischen nicht mehr zu ertragen war. Ein außer Kontrolle geratener Navigator, ein Psioniker, konnte selbst ein vollständig einsatzbereites Schiff in den Abgrund reißen. Das Risiko konnte er nicht eingehen. Doch ohne Navigator saß das Schiff in den leeren Weiten des Alls fest. Und einen Navigator zu ersetzen war fast unmöglich. Sie waren vom Imperium lizensierte Psioniker, leicht an ihrem dritten Auge in der Stirn zu erkennen, die in den Warp hineinblicken und ein Schiff sicher durch die Untiefen des Chaos führen konnten.
Dann begannen die Aufräumarbeiten. Antriebe, Unterkünfte, Gärten, Reaktoren, kaum etwas war nicht beschädigt. Außerdem war ein Großteil der Lagerräume zerstört. Nahrungsmittel, Ersatzteile und 20.000 Siedler hatte der Warp geschluckt. Schicksale wurden zu Zahlen. Trauer oder auch nur Bedauern konnte man sich als Captain eines Freihändlers nicht leisten, das zumindest versuchte Ignatos sich einzureden. Eine einfache Regel, die sein Vater ihn gelehrt hatte. Und doch so schwer zu befolgen.

Es brauchte zwei Monate, um die konventionellen Triebwerke wieder in Gang zu bringen. Ohne Navigator war ein Sprung zurück in den Warp unmöglich, selbst wenn er dem Gellarfeld vertrauen würde. Und so blieb Ignatos kaum eine Wahl. Weitere drei Monate und zwei Hungerrevolten später hatte die Scintillas Licht das nächstgelegene Sternensystem einer kleinen, gelben Sonne erreicht. Die Besatzung zählte kaum mehr als 10.000 Köpfe, vielleicht auch weniger. Etwas Gutes hatte es: Die Verluste an Menschen glichen die Verluste an Material halbwegs aus. Atemluft, Wasser und Nahrung konnten mit den angeschlagenen Maschinen zumindest in so großer Menge aufbereitet werden, dass sie bei strenger Rationierung ausreichten. Ignatos hatte den leitenden Mechanicus aufgefordert, die Sauerstoffkonverter komplett in Stand zu setzen. Aber der hatte behauptet, dass
ihr Vorrat an Weihrauch aufgebraucht sei und so der Maschinengeist nicht besänftigt werden könne. Es war seine Art seinem Captain zu sagen, dass er nicht wusste, ob die Maschinen je wieder anspringen würden, wenn sie erst einmal stillstanden.
Einer der Planeten war vielversprechend. Atmosphäre voller weißer Wolken, große Ozeane, umkreist von einem kleinen Felsenmond. Keine Satelliten, kein Funkverkehr, keine Schiffe oder Stationen im Orbit. Er betete jeden Abend, dass die Atmosphäre atembar sein möge und das blaue Schimmern Wasser. Zuletzt hatte er den Imperator auf seinem goldenen Thron so angefleht, als er als kleiner Junge sein Stofftier verloren glaubte.

Als sie sich dem Planeten näherten, begannen die verbliebenen Archivare den Planeten näher zu studieren. Temperaturen erträglich, akzeptable Atmosphäre, wenn auch leicht verstrahlt, aber ungefährlich. Eine junge Welt mit steilen Gebirgszügen, die wie riesige Mauern die Kontinente durchschnitten, kaum von der nagenden Erosion gestutzt. Kleine Städte, also offenkundige Besiedelung, aber keine komplexe Infrastruktur. Möglicherweise ein Feudalplanet, primitiv, aber produktiv. Wer weiß, wann er zuletzt von einem imperialen Raumschiff besucht worden war. Vielleicht war es auch eine der verlorenen Kolonien, die den Kontakt zur Menschheit schon vor tausenden von Jahren verloren hatten.
Ignatos schaute zwei der Archivare bei einer ihrer lächerlichen, kleinen Streitigkeiten zu. Normalerweise war ihre einzigen Aufgaben die Chroniken des Schiffes zu führen und Informationen über bekannte Planeten aus alten Chroniken herauszusuchen, um die richtigen Landeplätze zu finden und die wichtigsten Handelsgüter aufzuzählen. Den Rest der Reisen waren sie recht nutzlos.
Und daher wollten sie nun all ihre Weisheit und ihr Wissen zur Schau stellen. Es war ihr großer Moment. In ihrem Konkurrenzdenken zankten sie sich wegen irgendeines Details. Zwei Wüsten waren wohl an Stellen, wo sie nicht sein sollten. Ignatos schaute auf die holographische Karte. Ein gelber und ein roter Fleck auf einem kleinen Teilkontinent, der durch eine steil aufragende Gebirgskette von einem weit größeren Kontinent abgeschnitten war.
„Wo liegt denn das Problem der Herrschaften?“ fragte Ignatos so freundlich es ihm möglich war.
„Klimatisch ergibt das alles keinen Sinn, Herr. Hier müsste dichter Urwald sein, aber es ist eine Wüste. Und dieses Felsplateau wirkt auch nicht, nun, natürlich.“ Der Archivar strich über seinen grauen Bart und versucht seine Verunsicherung mit Ärger zu übertünchen.
„Vielleicht ein orbitales Bombardement vor ein paar Jahrtausenden. Würde auch die Strahlung erklären. Hier, da werden wir landen.“ Ignatos tippte auf eine Stelle weit nördlich der Wüste, auf einen grünen Landstrich mit verstreuten Siedlungen. „Hier, vor dem kleinen Gebirge. Da scheint kaum jemand zu leben. Ein guter Ort, um sich umzuschauen und ein paar Einheimische einzufangen.“
Captain Ignatos hatte den Punkt auf gut Glück ausgewählt. Am Ende wussten sie schlicht viel zu wenig, um wirklich eine Wahl zu treffen. Und so konnte er zumindest Führungsstärke beweisen. Er spürte die stechenden Blicke der Archivare in seinem Rücken, als er sie an ihrem Kartentisch zurückließ. Es passte ihnen gar nicht, dass irgendjemand, und wenn es ihr Captain war, ihnen in ihren kleinen Fachbereich hineinredete, gerade jetzt, wo sie ein einziges Mal damit hätten brillieren können.


Wenigstens etwas Glück blieb der Scintillas Licht. Einige der Frachtboote waren unbeschädigt geblieben. Bis auf eines waren sie alle notdürftig an die Systeme der Scintillas Licht angeschlossen worden, um sie mit ihren Reaktoren und Luftfiltern zu unterstützen. Das letzte, verbliebene Boot ging nun auf die Reise hinab zu dem kleinen, blauen Planeten, während die Scintillas Licht sich hinter dem Mond verbarg. Captain Ignatos war nicht bereit irgendein Risiko einzugehen, nach all dem, was geschehen war.

Die ersten Berichte des Landungsbootes waren vielversprechend. Klare Luft, saubere Bäche, Bäume, Gras, einige harmlos wirkende Tiere. Keine Megafauna, kaum giftige Flora oder Fauna. Der Boden schien leidlich fruchtbar zu sein. Mit dem Frachtboot konnten sie so bereits ein kleines Kontingent an Wasser und Luft an Bord schaffen, um die schiffseigenen Systeme zu entlasten. Ignatos beneidete die Besatzung des Bootes. Jedes Schiff hatte einen eigenen Geruch, der es unverwechselbar machte. Er versprach Heimat. Aber in den letzten Monaten war der Geruch der Scintillas Licht stechend und bitter geworden. So war die klare Luft einer fremden Welt, vielleicht sogar unberührt von Schloten und Industrie, ein wahrer Schatz.
Die Gefangenen, die das Frachtboot an Bord brachte, waren Barbaren. Ein bärtiger Mann und eine junge Frau. Menschen, was die erste gute Nachricht war. Ihre Kleidung bestand aus einfachen Textilien, vermutlich von primitiven Webstühlen. Einige Gegenstände aus Holz, Leder und Eisen, einige Münzen aus Bronze, Silber und Gold. Keine Hinweise auf höherstehende Technologien. Ihre Sprache war unverständlich, und auch den Archivaren war sie unbekannt. Das deutete daraufhin, dass die Kolonie schon sehr lange den Kontakt zum Imperium verloren haben musste. Ignatos stellte den Archivaren die Aufgabe, die Sprache der Wilden zu entschlüsseln. Bis dahin sollte weiterer Kontakt mit den Bewohnern vermieden werden.

Alleine die Nähe eines besiedelten Planeten reichte aus, um etwas Ruhe in die Mannschaft zu bringen. Zumindest für eine Weile. Disziplin konnte eine Mannschaft zwar halbwegs auf Linie halten, notfalls indem man Exempel statuierte und Vergehen hart bestrafte, aber Hoffnung konnte sie beflügeln und auch über die größten Entbehrungen hinweg tragen.
Die Archivare brauchten fast einen Monat, um halbwegs Sinn in das Gestammel der Wilden zu bringen. Es war tatsächlich eine Feudalwelt, mit Fürsten und Königen. Die hier lebenden Barbaren hingen einem der üblichen Panteons an, mit allerlei Göttern, die den Aspekten ihres Lebens Sinn geben sollten. Interessanterweise war ihr oberster Gott die Sonne, eine goldene Entität, die sie Praios nannten. Nicht allzu weit weg vom Imperator, wie einer der Archivare das Offensichtliche wie eine komplizierte Formel stolz erklärte. Darauf ließ sich aufbauen. Es war nicht das erste Mal, dass ein Captain der Scintillas Licht vor irgendwelchen Barbaren als Sendbote des göttlichen Imperators aufgetreten war.
Einige andere Geschichten schreckten die Archivare so auf, dass sie sofort ihren Captain alarmierten. Angeblich gäbe es auf dem Planeten Orks, eine grünhäutige Plage, die selbst einen hochgerüsteten Industrieplaneten in die Knie zwingen konnte. Aber bald gaben sie Entwarnung. Die angeblichen Orks waren nur ein paar wilde Gestalten mit schwarzem Pelz, möglicherweise Mutanten oder eine Art eingeborene Bevölkerung des Planeten. Entsprechend vorsichtiger gingen sie mit der Nachricht um, dass möglicherweise Eldar auf dem Planeten gesichtet worden waren. Nur weitere Mutantenmärchen. Sehr viel interessanter waren Erzählungen über Zauberer und Hexen, die fliegen und Feuer und Blitze aus ihren Stäben schießen können sollten. Wenn dies nicht nur fantasievolle Folklore war, könnte dies zweierlei bedeuten: Entweder gab es auf diesem Planeten Psioniker, was wiederum einen kleinen Funken Hoffnung aufglimmen ließ, ein geeignetes Exemplar behelfsweise zum Navigatoren ausbilden zu können, auch wenn Ignatos keine Ahnung hatte, ob das überhaupt möglich war. Oder es gab eine kleine Oberschicht, die auf Technologien zurückgreifen konnte, die dem einfachen Volk fremd waren. Und das verhieß Funde von Maschinen und Geräten aus längst vergessen geglaubten Zeitaltern. Vielleicht sogar verloren gegangene Standard-Technologie-Konstrukte, Baupläne, mit denen die Industriewelten des Imperiums automatisiert Gerätschaften oder Waffen produzieren konnten. So oder so, der Planet barg große Gelegenheiten.

Und zur Not, warum sollte er statt Captain eines Raumschiffes nicht auch Herr einer Feudalwelt werden? Diese einfältigen Trottel bestaunten schon ein Feuerzeug oder elektrisches Licht. Was könnte man hier erst mit ein paar Lasergewehren erreichen?

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